Nachdem ich neulich (ich gebe zu: es ist doch schon wieder fünf Wochen her …) den Chardonnay aus dem gleichem Haus vorgestellt habe, wage ich mich nun an den roten Baco Noir.
Zunächst habe ich mich erst einmal bezüglich der Rebsorte schlau gemacht. Baco Noir ist laut WeinPlus eine interspezifische Neuzüchtung zwischen Folle Blanche x Vitis riparia, also einer Kreuzung einer europäischen Vitis vinifera und einer amerikanischen Vitis rupestris. Wegen des EU-weiten Verbots zur gewerblichen Nutzung von Hybridreben ist die Rebsorte in unseren Breiten kaum noch anzutreffen, obwohl sie nach der Züchtung in Frankreich gut 11.000 ha belegte. Heutzutage findet man Baco Noir vorwiegend in den kühleren Weinbauregionen der USA und in Kanada. Und da wären wir auch schon beim Wein selber.
Von der Farbe her ein dichtes Purpurrot mit leicht granatrot auslaufendem Rand.
In der Nase zunächst Pflaume, Heidelbeere und Holunder gepaart mit würzigen Noten, die an Leder und Tabak erinnern. Auch Schattenmorelle und etwas Flieder ist zu finden. Erinnert mich spontan etwas an Teroldego.
Am Gaumen erstaunt zunächst eine frische, lebendige Säure, die an Sauerkirschen erinnert. Bei der Nase mit Pflaume und dunklen Beeren hatte ich etwas anderes erwartet. Aber andererseits passt es gut zu den gerade herrschenden sommerlichen Temperaturen und ich hatte den Wein vorsorglich etwas gekühlt. Passt also.
Die Frucht kämpft sich mühsam hervor, wobei nicht die Fülle und Vielfalt wie in der Nase zum Vorschein kommt. Die Säure bleibt das beherrschende Element des Baco Noir. Zum Ende hin kommen noch Noten von Minze und ätherischen Kräutern hinzu.
Laut technischer Beschreibung soll der Wein etwa ein halbes Jahr in Barriques aus amerikanischer Eiche gereift worden sein. Von der Nase her könnte es zu den Leder- und Tabaknoten passen. Am Gaumen jedoch fällt der Holzfasseinsatz nicht auf. Insgesamt ein eher eigenwilliger Wein, der mit seiner prägnanten Säure einer passenden Essensbegleitung bedarf.
Vor 2-3 Wochen habe ich den 2005er Baco Noir von Henry of Pelham getrunken. Der hatte bereits recht gut die Säure eingebunden und war – zumindest so wie ich das bei Dir herauslese – etwas stärker vom Holz geprägt. Auch aus diesem Jahrgang eher ein Essensbegleiter – was er natürlich auch war – ging aber danach auch gut als Solist. Die Rebsorte scheint kein schlechtes Reifepotential zu besitzen.
Das Reifepotential scheint wirklich gut zu sein. Von Müdigkeit keine Spur.
Mit etwas mehr Luft kommt das Holz in der Nase mehr hervor, am Gaumen bleibt es jedoch weiterhin kaum wahrnehmbar. Die Säure dafür umso mehr, wobei ich dies selber gerne mag.