Je mehr ich mich mit dem Thema Wein, Weinservice und Sommellerie beschäftige, desto mehr fallen mir in den allgemeinen Medien viele Ungenauigkeiten, Ungereimtheiten, grob fahrlässige Verkürzungen und abstruse Darstellungsweisen von Halbwissenden auf, die sich auf ihrer Plattform bzw. in ihrem Medium jedoch als Experten darstellen. Im Bereich der Sommellerie scheint dies derzeit wahnwitzige Blüten zu treiben. Nicht nur, dass es plötzlich für alles einen „Sommelier“ gibt. Saft-, Bier-, Wasser-, Käse- oder Kaffee-„Sommeliers“ schmücken sich mit einer Bezeichnung, die dies vom Ursprung her alles beinhaltet. Hinzu kommen Fleisch- und Nuss- oder gar der „Steuer-Sommelier“. Der klassische Sommelier wird dann in den Publikumsmedien plötzlich zum „Wein-Sommelier“ degradiert. Geht’s denn noch?
Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber ich kann mir vorstellen, dass dies genauso in vielen anderen Themenbereichen ähnlich ist, man denke nur an die Abermillionen von Nationalmannschaftstrainern, die wir an den Stammtischen haben.
Umso schöner, wenn einmal etwas positives in Erscheinung tritt. So – in meinen Augen – ges(ch)ehen bei „Butch – Für Helden am Herd„. Vom Ansatz her ein Online-Shop für Küchen- und Kochzubehör (den es aber auch in Düsseldorf „Offline“ gibt). Ganz im Trend der Zeit.
Als Service werden regelmäßig Videos zu verschiedenen Themen aus dem thematischen Umfeld ins Netz gestellt. Unter dem Titel „Ein Gläschen in Ehren …“ wurde dann auch das Thema dekantieren in Angriff genommen:
Beim Ansehen des Videos hörte ich mich plötzlich selber. Nein. Nicht wirklich. Aber vom Sinn der ersten Sätze her. „… dekantieren ist eigentlich nur teilweise richtig …“ sagt Marco (so steht es zumindestens auf seiner Schürze). „Dekantieren muss eigentlich aufgeteilt werden in dekantieren und karaffieren …“. Hoppla. Das passt!
Die folgende Erklärung (nein, abtippen werde ich das nicht. Guckt doch selbst!) ist soweit absolut korrekt und verständlich vorgetragen. Auch der Vorgang des dekantierens bzw. karaffierens wird im Großen und Ganzen korrekt dargestellt und beschrieben, wenn man von kleinen Details, wie dem drehen der Flasche beim entfernen der Kapsel, einmal absieht. Finde ich soweit gut, wenn man bedenkt, dass es sich um ein kurzes 3:30 Minuten Video handelt.
Zur Verbesserung würde ich persönlich noch anmerken, dass es durchaus Sinn macht, den Wein nach dem öffnen und vor dem dekantieren bzw. karaffieren zu verkosten. Zum einen um festzustellen, ob der Wein (im Falle des karaffierens) die Belüftung wirklich benötigt und zum anderen, um sicherzustellen, dass die Flasche keinen Fehlton hat.
P.S. Und wegen Weinstein muss man auch nicht dekantieren. Der ist so kristallin strukturiert, dass er im Gegensatz zum Depot nicht aufwirbelt und den Wein trüb erscheinen lässt.