Nichtsahnend lasse ich mich auf ein Gespräch mit einem Bekannten während der ProWein ein. Ob ich nicht mal einen Portwein für ihn verkosten könne. Warum eigentlich nicht?
Gesagt, getan. Ein paar Tage später war eine Flasche da. Schlichtes Etikett, ein wenig an den weißen Siebdruck auf der Flasche erinnernd, den man oftmals bei älteren Ports vorfindet. Von Burton’s hatte ich vorher noch nie etwas gehört und auch beim googeln gab es nur spärliche Ergebnisse. Auf der Seite PortLover fand ich die Information, dass die Marke zu Vinhos Messias gehören soll, was sich mit der Abfüllerangabe auf dem Etikett deckt. Nun gut.
Das Jahr 1982 wird vom Portweininstitut (IVDP) als ordentlich beschrieben, mit niedrigem Ertrag aufgrund der großen Trockenheit und des heißen Sommers. Ein Jahr, in dem viele Erzeuger einen Vintage deklariert haben.
Ilkka Sirén, ein liebenswert verrückter Weinfreund, der in Finnland das Format ViiniTV mit Leben erfüllt, hatte als Liebhaber von alkoholverstärkten Weinen die Idee, den Fortified Friday auszurufen. Da passt es doch umso besser, den Vintage nun passend zum #fortifiedfriday zu verkosten.
1982 Burton’s Vintage, Bottled 1984, Vinhos Messias
Nach dem Entfernen der Kapsel, war bereits ersichtlich, dass der Korken durchfeuchtet ist. Beim Ziehen des Korkens zerbröselte mir jener trotz aller Vorsicht, die ich walten lies. 28 Jahre auf der Flasche sind zwar eine ordentliche Zeit, aber ich hatte dann doch den Eindruck, dass die Flasche wahrscheinlich nicht ideal gelagert war.
Die Farbe ist ein mittelkräftiges Rubinrot mit deutlichen ziegelroten Reflexen. Vielleicht ein wenig hell, aber für das Alter OK.
Die Nase wird geprägt von Tabak, Kräutern, leicht ätherischen Noten und Espresso italienischer Art, also mit stark gerösteten Bohnen gebrüht. Die leicht gekochte Frucht hält sich eher zurück. Dörrobst und Brombeeren ergänzen das Bild.
Am Gaumen angenehm rund und weich. Kein Blockbuster, aber auch kein filigranes Tröpfchen. Die Süße ist eingebunden, der Alkohol auch. Man merkt das heiße, trockene Jahr. Der Vintage könnte mehr Kraft haben. Auch nach fast 30 Jahren.
Normalerweise kostet ein Vintage Port von 1982 mindestens 50 bis 60 €, von renommierten Erzeugern (sofern sie den Jahrgang als Vintage deklariert haben) deutlich mehr. Wenn ich dann jedoch höre, dass die 0,75-l-Flasche des 1982 Burton’s als Top-Angebot für „so um die 20€“ an den Endverbraucher verkauft werden soll, muss ich sagen, dass dies ein fairer Deal ist. Ob man jetzt lieber ein Schnäppchen macht und dafür einen kleinen, gereiften Vintage kauft oder lieber noch etwas Geld drauf legt und dann auch mehr im Glas hat, muss jeder für sich selber entscheiden. Aber für 20 € kann man sich wahrlich nicht beschweren.
Zum Abschluss noch ein Satz zum Begriff „fortified„. Laut Wikipedia ist eine Fortifikation „eine für militärische Zwecke errichtete Befestigung, um die Kampfkraft des Verteidigers zu erhöhen, die Verteidigung zu erleichtern und das Vor- und Eindringen des Gegners zu erschweren.“ In früheren Zeiten war Wein ein essentieller Bestandteil einer jeden Schiffsladung. Der „Gegner“ war die Oxidation, deren negative Auswirkungen auf den oftmals langen Reisen verhindert werden sollten. Also wurde der Wein mit Alkohol befestigt.
Leider verleiten die deutsch-sprachlichen Begrifflichkeiten wie „aufspriten“ dazu, dieses fortifizieren in negativem Licht zu sehen. Aber die deutsche Weinsprache hat ja so einige Hänger, wie „Verschnitt“ anstelle von „Cuvée“ um nur ein weiteres Beispiel zu nennen …
Nachtrag: Der Wein wird von der Firma Weinvorteil in Lohmar angeboten.