Gastbeitrag: 2013 Albariño trocken, Weingut Schmitt, Herrnsheim (Rheinhessen)

Ich habe vor kurzem bei einer Kundenveranstaltung meines Unternehmens ganz zufällig den Winzer Volker Schmitt aus Worms-Herrnsheim kennen gelernt. Albarino-DWorüber sprechen zwei Weinnasen? Natürlich nicht über Frauen, Autos oder über die Vetreibung von Maulwürfen im heimischen Rasen, sondern über Wein. Im Laufe des interessanten Gespräches fragt mich Markus Schmitt, ob ich die Rebsorte Albariño kennen würde. „Klar“, sag ich und denke an Vinho Verde oder an die Region Rias Baixas. „Ne, aus Herrnsheim – ich hab wohl den einzigen Albariño in Deutschland! Ich schick dir mal ein Muster.“
Albariño (oder Alvarinho, port.), „die kleine vom Rhein“. Der Legende nach brachten deutsche Mönche die Rebsorte im 11. Jahrhundert übder den Jakobsweg nach Galizien… Schade, eine wunderbare Story, die leider, leider eine schöne Legende bleibt. Seit einer DNA-Analyse (… die machen auch wirklich alles kaputt) im Jahr 2003 ist klar, dass Albariño eine enge Verwandete der portugiesischen Rebsorte Loureiro ist und somit leider nix mit Riesling zu tun hat.

Nun sitz ich vor der Flasche mit deutschem Albariño aus Rheinhessen, mein lieber Volker Schmitt (Jg. 2013, 12,5 Vol.%). Sieht sehr cool aus im Glas ein gelb-goldenes, klares Farbenspiel. Jetzt wird es immer spannender. Die Nase zeigt klares Aromenprofil vom Sauvignon-Blanc. Etwas Stachelbeere, grasige Noten und ein Hauch Gartenkräuter. Dazu grüßt aus dem Hintergrund der Hollerbusch. Sehr jugendlich & frisch. Zitrone und Grapefruit als erster dominierender Eindruck am Gaumen, Orangennoten mit Pfirsich, sehr trinkig, da der Wein nicht knochentrocken ausgebaut wurde.

Ich bin positiv überrascht, zumal der Wein nicht breit, sondern eher schlank und spritzig rüberkommt.

Die weiteren Versuchsjahre und (leider) die zunehmende Klimaveränderung werden bestimmt die noch etwas zurückhaltende Filigranität oder Feingliedrigkeit in den Vordergrund fördern und das mir etwas zu starke grasige Aromenspiel vergessen lassen.
Dennoch toller Spaß im Glas, mein lieber Herr Schmitt.

Gastbeitrag von Michael van den Höövel