Da ich mich gerade intensiv mit Weinen aus Spanien beschäftige, speziell aus autochthonen Rebsorten, kam es mir sehr gelegen, dass der Importeur Deuna so freundlich war, mir eine Flasche des 2007 As Sortes zur Verfügung zu stellen. Danke!
Rafael Palacios Ziel war es schon lange, den besten Weißwein Spaniens zu vinifizieren. Als ich ihn kennenlernte, war er unter Leitung seines älteren Bruders Alvaro Palacios, der mit seinen Weinen aus dem Priorato berühmt geworden ist, auf dem elterlichen Weingut Palacios Remondo in der Rioja tätig. Dort schaffte Rafael es, aus der Rebsorte Viura einen hervorragenden Weißwein, den Placet, zu erschaffen. Nun, mit dem Potential der Rebsorte Godello und dem für Weißweine mit Tiefgang passenderen Terroir in Galizien, ist Rafael seinem Ziel in meinen Augen bereits sehr nahe gekommen.
Im Mai habe ich Rafael Palacios zuletzt getroffen und er berichtete mir von seinem neuen Einzellagen-Godello „O Soro“, der demnächst auf den Markt kommen wird. Ist es dann soweit? Kann Rafa sich dann rühmen, den besten Weißwein Spaniens zu machen? Ich bin gespannt!
Nun aber erst einmal zum „As Sortes“ aus dem Val do Bibei. Auch dies ist ein rebsortenreiner Godello, einer Rebsorte, welche in Galizien beheimatet ist.
Der Farbe – einem hellen goldgelb – sieht man eine gewisse Reife an. Aber der Wein hat ja auch schon ein gewisses Alter und die Reifezeit im Barrique wird auch etwas zur Farbe beigetragen haben.
In der Nase zunächst zurückhaltend. Verschlossen. Mit der Zeit beginnt dann das Aromenspiel. Dörrobst, vor allem getrockneter Pfirsich, aber auch Ananas erscheinen auf der fruchtigen Seite. Dazu eine deutliche Brioche-Note, die mich an einen guten Champagner erinnert. Ergänzt wird das Bukett von mineralischen Noten, fast schon in Richtung salzig und jodig. Der Holzfassausbau zeigt sich durch die balsamischen Einflüsse. Nüsse und Zedernholz erkenne ich.
Am Gaumen präsentiert sich der Wein fast jugendlich. Die eher reife Frucht der Nase verwandelt sich am Gaumen zu einer facettenreichen Vielfalt an Aromen, die zwischen Frucht, Mineralik und balsamischen Noten changiert. Auf der einen Seite eine opulente Vielfalt und auf der anderen Seite eine säuregeprägte, schlanke Art. Es kommen sogar Zitrusnoten heraus, die mich an rosa Grapefruit und auch ein wenig Limette erinnern. Und trotzdem hat der Wein Schmelz. Je mehr Luft der Wein bekommt, desto mehr Ausdruck gewinnt der Godello hinzu.
Von Altersschwäche keine Spur. Ich würde den Wein im jetzigen Stadium eher in die Phase des jungen Erwachsenen sehen, der sich noch entwickelt und sein Leben noch vor sich hat. Weitere 10 Jahre sollten für diesen Wein – jedoch leider nicht diese Flasche – problemlos möglich sein. Und da sage noch einmal einer, spanische Weißweine hätten kein Reifepotential …
Chapeau Rafael! Für mich ein Wein von absoluter Weltklasse!
Ergänzung am Folgetag:
Die Hälfte der Flasche hatte ich mir noch für den zweiten Tag aufbewahrt. Weiterhin keine Spur von negativen Alterungseinflüssen. Eher im Gegenteil. Die mineralischen Note ist nun das dominierende Element. Der Wein zeigte noch mehr Präsenz und Klasse.Faszinierend!